Neurowissenschaftler der Uni für für beste Publikationen 2017 ausgezeichnet
Das Forschungszentrum Center for Behavioral Brain Sciences (CBBS) verleiht jährlich Preise für die besten neurowissenschaftlichen Publikationen. Preisträger 2017 in der Kategorie „humanexperimentelle Forschung“ ist das Team um den Neuropsychologen Dr. Adrian Fischer. Mit dem Publikationspreis in der Kategorie „tierexperimentelle Forschung“ wurden die Neurobiologen um Prof. Dr. Oliver Stork ausgezeichnet.
Auf der Jahresversammlung des Center for Behavioral Brain Sciences (CBBS), dem Zusammenschluss der Magdeburger Neurowissenschaftler, überreichten die Sprecher des CBBS, Prof. Dr. Eckart Gundelfinger und Prof. Dr. Toemme Noesselt, zusammen mit dem Rektor der OVGU, Prof. Dr. Jens Strackeljan, den Preisträgern Schecks im Wert von insgesamt 1.000 Euro. Die Auszeichnung im Bereich Humanforschung nahmen stellvertretend für das Sieger-Team Dr. Adrian Fischer und Prof. Dr. Markus Ullsperger vom Institut für Psychologie der Universität entgegen.
Der Versuch, gute Entscheidungen zu treffen
In seiner Preis-Vorlesung berichtete Dr. Fischer, dass der Mensch, als einziges Lebewesen Wissen direkt nutzen kann, um sich - ungeachtet kurzfristiger Belohnungen oder Bestrafungen - für langfristig optimale Lösungen zu entscheiden. Aber: „Obwohl die meisten Menschen versuchen, gute Entscheidungen zu treffen, gelingt es doch oftmals nicht. Wir zeigen mit unserer Studie, dass dies nicht daran liegt, dass Menschen Informationen fehlen, sondern dass die Verarbeitung von Informationen durch direkte Belohnung im Gehirn beeinflusst wird. Dieser Mechanismus weist auf, wie kurzfristige Belohnung unsere Einschätzung langfristiger Ergebnisse verzerren kann, sei es z. B. der Genuss durch zuckerreiche Lebensmittel mit der Konsequenz der Adipositas oder auch Drogenkonsum mit der Konsequenz der Abhängigkeit. Diese Forschung kann somit helfen, bessere Entscheidungen in weiten Bereichen zu treffen und Menschen mit Suchterkrankungen besser therapeutisch zu erreichen“, so Dr. Fischer.
Das Team um Dr. Adrian Fischer (2. v. r.) mit Prof. Dr.-Ing. Jens Strackeljan (l.) und Prof. Dr. Eckart Gundelfinger (r.).
Wie das Gehirn Informationen kontrolliert abspeichert
Die Auszeichnung im Bereich Tierforschung nahmen stellvertretend für das Sieger-Team die CBBS-Neurobiologen Syed Ahsan Raza, Dr. Dr. Anne Albrecht und Prof. Dr. Oliver Stork aus dem Institut für Biologie der Uni Magdeburg entgegen. Sie fanden heraus, wie das Gehirn die Speicherung von unterschiedlich wichtigen Informationen kontrolliert. „Viele grundlegende Mechanismen der Gedächtnisspeicherung sind in den vergangenen Jahrzehnten aufgeklärt worden, jedoch ist noch weitgehend unverstanden, auf welche Weise das Gehirn den Kontext einer Lernerfahrung abspeichert. Dies ist jedoch für die Präzision und Stärke eines Gedächtnisses von großer Bedeutung. Wir haben in unserer Studie mit Mäusen einen Schaltkreis identifiziert, der im Gehirn die Wichtigkeit von erlernten Zusammenhängen bestimmt. Dabei werden unterschiedliche Sinneseindrücke gegeneinander abgewogen und weisen den gemachten Erfahrungen unterschiedliche Bedeutungen und Prioritäten zu. Das Wissen darüber, wie das Gehirn Gelerntes bewertet, ist wichtig, um Störungen in diesem Prozess, wie sie z. B. bei Autismus auftreten, besser verstehen und behandeln zu können“, berichtet Prof. Stork.
Das Team um Prof. Dr. Oliver Stork.
Beide Preisträger-Teams veröffentlichten ihre Studienergebnisse im vergangenen Jahr im international renommierten Fachjournal Nature Communications:
- Paper der Preisträger Kategorie „humanexperimentelle Forschung“
- Paper der Preisträger Kategorie „tierexperimentelle Forschung“
Die Wissenschaftler freuen sich sehr über die Auszeichnung durch das CBBS und bekräftigen: „Wir sind alle sehr stolz, die Auszeichnung für das beste Paper bekommen zu haben. Für unsere zukünftige Forschungsarbeit ist das ein toller Ansporn.“
Das CBBS wurde 2007 als Exzellenzforschungszentrum der OVGU und Dachorganisation der Magdeburger Neurowissenschaftler gegründet. Es hat derzeit über 100 Mitglieder aus sechs Fakultäten der Uni Magdeburg, dem LIN und dem DZNE Magdeburg.