Radiologietechnikerin wechselt für ihre Promotion von Bangkok nach Magdeburg
Eine Untersuchung im Magnetresonanztomographen MRT empfinden viele Menschen als unangenehm: die Enge der „Röhre“, das laute Klopfen und die Anweisung absolut still zu halten. „Schnappschüsse“ des Körperinneren sind nicht möglich, das Scannen der Organe verlangt Zeit. Eine Doktorandin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg forscht im Rahmen ihrer Promotion an der internationalen Graduiertenschule MEMoRIAL daran, die Bildgebung im MRT effizienter zu gestalten.
Chompunuch Sarasaen ist Spezialistin für bildgebende Verfahren. Sie hat Radiologietechnik und Biomedizinische Ingenieurwissenschaft studiert und als Radiologietechnikerin in einem der größten Krankenhäuser Südostasiens, dem thailändischen Bumrungrad International Hospital, gearbeitet. Für ihre Promotion ist sie von Thailand nach Deutschland gezogen. Das Programm der Graduiertenschule MEMoRIAL bot für ihr Forschungsvorhaben die ideale Gelegenheit: „Es geht um MRT, zum Beispiel im Bauchbereich. Beim Atmen bewegen sich die Organe im Bauch rauf und runter, es kommt zu Abweichungen in der Bildgebung. Ich möchte bekannte Daten nutzen, um diese Abweichungen während des Scans in Echtzeit korrigieren zu können“, sagt die Wissenschaftlerin. Das würde die anstrengende und teure Zeit im MRT verkürzen. An der Uni Magdeburg stehen für die MRT-Forschung der leistungsstarke 7 Tesla-Hochfeld-Kernspintomograph – der hier europaweit zuerst aufgestellt wurde – und ein 3 Tesla MAGNETOM Skyra zur Verfügung.
Chompunuch Sarasaen vor dem 7 Tesla-Hochfeld-Kernspintomograph an der Universität Magdeburg
(Foto: Harald Krieg / Universität Magdeburg)
Meistens arbeitet die Doktorandin jedoch am Computer und programmiert. Warum ist sie dazu extra nach Magdeburg kommen? Die Graduiertenschule hat sie über den Deutschen Akademischen Auslandsdienst (DAAD) gefunden. Seit Beginn 2017 werden Master- sowie Promotionsstipendien an herausragende Studierende und Absolventen mit den Fachschwerpunkten Medizintechnik und Materialwissenschaften/Werkstofftechnik vergeben. MEMoRIAL – Medical Engineering and Engineering Materials – wird vom Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt aus Mitteln des Europäischen Struktur- und Investitionsfonds (ESF) im Programm „Sachsen-Anhalt WISSENSCHAFT Internationalisierung“ mit rund 2,57 Mio. Euro gefördert. Im Zeitraum vom 1. September 2016 bis 30. April 2022 werden insgesamt 3.207.760 Euro aufgewendet. So können 21 Promovendinnen und Promovenden sowie bis zu 12 Studierende des Masterstudiengangs Medical Systems Engineering an der Uni Magdeburg in interdisziplinären Forschungsprojekten der Ingenieurwissenschaften und Medizin/Lebenswissenschaften unterstützt werden.
Doktoranden kommen aus der ganzen Welt an der Uni Magdeburg
Da es bei MEMoRIAL um institutsübergreifende interdisziplinäre Projekte geht, wird Chompunuch Sarasaen von Prof. Dr. Oliver Speck am Institut für Physik sowie von Prof. Dr. Georg Rose am Institut für Medizintechnik und am Forschungscampus STIMULATE betreut. Das translationale und anwendungsorientierte Potential von STIMULATE wird durch Projekte wie ihres zugleich genutzt und gestärkt. Neben der fachlichen Vernetzung gehört auch die Internationalisierung der Uni-Forschungsschwerpunkte zu den Zielsetzungen der Graduiertenschule: Aus Indien, Thailand, dem Libanon, Russland und Italien u. a. kommen die jungen Doktorandinnen und Doktoranden nach Magdeburg, um am MEMoRIAL-Programm teilzunehmen. Die Kommunikation erfolgt hauptsächlich in Englisch. Um darüber hinaus auch für die „Magdeburger Alltäglichkeiten“ gewappnet zu sein, lernt Chompunuch Sarasaen seit ihrer Ankunft im September intensiv Deutsch, versteht die Sprache gut und „paukt“ die Grammatik. Die Aussprache sei noch schwierig, dennoch spricht sie selbstbewusst und so viel sie kann.
Und selbstbewusst bewegt sich die 29-Jährige auch als eine der Forscherinnen unter vielen Männern. Zu Beginn ihrer Arbeit war sie noch die einzige Frau im Modul 1 des Programms, welches den Schwerpunkt auf die Medizintechnik bzw. das Medical Engineering legt. Mittlerweile sind weitere Kolleginnen hinzukommen. Somit trägt MEMoRIAL neben der fachlichen Vernetzung und Internationalisierung auch zur Stärkung des Frauenanteils in den Ingenieurwissenschaften bei.
In Magdeburg fühlt sich Chompunuch Sarasaen wohl. Die Stadt ist nicht zu groß und trotzdem belebt. Gern geht sie an der Elbe laufen, oft mit dem Team. „Ich trainiere viel, werde schneller und kann dann auch konditionell mit den Kollegen mithalten“, sagt sie. Alles hat seine Vorteile.